hzol 2.Administrator
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| Thema: Bagger-Crash: Darum dauert Sperrung so lange Fr 9 Mai 2014 - 2:06 | |
| - Zitat :
- Olching - Eine Nacht lang brauchten THW und Bautrupps der Bahn, um die entgleiste S-Bahn zu bergen. Donnerstagmorgen stand fest: Die Olchinger Gleisanlagen sind schlimmer beschädigt als zunächst angenommen.
© Peter Weber
Allein die Bergung des Unglückszuges, der am Mittwoch mit der Schaufel eines Baggers kollidiert war, war ein Abenteuer für sich. Das vordere Fahrgestell war kaputt. Damit die havarierte S-Bahn abgeschleppt werden konnte, musste der Triebwagen auf ein Notfahrgestell gehoben werden. Um 21 Uhr begann die Aktion: Acht Mann des THW Fürstenfeldbruck leuchteten die Unglücksstelle aus, entfernten eine Palettengabel, die sich in die Lok gebohrt hatte und halfen dem Bahntrupp. Jedes der Ersatz-Eisenräder wog 60 Kilogramm. Um eins zu schleppen, waren vier Mann nötig.
Der nächste Schritt galt der Sicherheit. Ein gelber Spezialzug sicherte die Oberleitungen. Erst dann konnte der 75 Tonnen-Schienenkran, der extra in Leipzig angefordert worden war, die Unglücks-S-Bahn auf die Notfahrwerke heben. Danach galt es noch, das hintere, zwar intakte aber neben den Schienen stehende Fahrwerk auf die Gleise zu stellen. Um 1.30 Uhr war es soweit. Eine echte Millimeterarbeit. Doch sie glückte.
Ein Hilfszug schleppte die beschädigte S-Bahn ins Werk in München-Steinhausen. Dort wird sie nun genau unter die Lupe genommen. Die Lok könnte Totalschaden erlitten haben, so ein Bahn-Sprecher. Dabei kommt es weniger auf den Aufbau an, der zwar sichtbar schwer beschädigt wurde, aber sicher reparabel ist. Knackpunkt ist die Frage, in welchem Zustand die Drehgestelle unten an der Lok sind.
Nachdem der Zug weg war, wurde in Olching das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar. Die Gleise 1 und 2, auf denen normalerweise die S 3 verkehrt, sind auf einer Länge von etwa 300 Metern verbogen. Auch die Schwellen müssen teilweise erneuert und das Schotterbett ausgebessert werden. Der Bagger hat, als er umkippte, die Oberleitung beschädigt. Außerdem demoliert: Die Weiche, das Verbindungsstück zwischen den Schienen des S-Bahnverkehrs und des Fernverkehrs.
Die defekte Weiche ist einer der Gründe für die lange Sperrung. Deshalb, so erklärte der Bahn-Sprecher, können die S-Bahnen nicht über die Gleise des Fernverkehrs umgeleitet werden. Ähnliche Weichen gibt es am Westast der S 3 außer in Olching nur noch in Mammendorf und in Pasing. In die Länge zieht die Bauarbeiten auch die Lieferung der benötigten Ersatzteile. Viele sind nicht auf Lager. Heute sollen die ersten vor Ort zur Verfügung stehen.
Der Bagger stand am Donnerstag weiter vor der von ihm umgerissenen Lärmschutzwand. Die Baumaschine wurde zunächst von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Am Nachmittag konnte er dann geborgen werden. Schon wieder im Einsatz waren die Waggons des entgleisten Zuges. Sie hatten die Havarie unbeschadet überstanden. Es war jedoch ein schweres Stück Arbeit, sie vom kaputten Triebwagen zu lösen. „Die Kupplungen waren schwer zu entzerren“, so der Bahnsprecher.
Der Lokführer, der mit Knochenbrüchen und Kopfverletzungen auf der Intensivstation liegt, bekam mittlerweile Besuch von S-Bahnchef Bernhard Weisser. Gut möglich, so der Bahn-Sprecher, dass der Lokführer sah, dass er auf den Baggerarm zufuhr, aber keine Chance mehr hatte, zu reagieren. Der 39-Jährige hatte nicht vor, in Olching zu halten, dürfte also ein ordentliches Tempo draufgehabt haben. Er sollte in Mammendorf die ersten Fahrgäste des Tages aufnehmen.
Wie es zu dem Unfall kommen konnte, muss noch ermittelt werden. Bei Gleisarbeiten sind üblicherweise Sicherungsposten vor Ort. Diese kommunizieren per Lichtsignal oder mit Typhonen, die wegen ihres Krachs freilich bei Anwohnern wenig beliebt sind. Möglicherweise werden die es in Olching an der Strecke München-Augsburg noch eine Weile lauter haben als gewohnt. Der S-Bahnbetrieb soll wieder anrollen, sobald es möglich ist – auch wenn die Lärmschutzwand noch nicht wieder repariert ist.
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