hzol 2.Administrator
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| Thema: Modellbahnausstellung am 13./14. August letztmalig zu sehen Di 9 Aug 2011 - 10:17 | |
| - Zitat :
- Wer einen Blick auf die Schätze des Eisenbahnclubs Erfurt 1965 werfen will, der hat nur noch eine Gelegenheit. Am 13. und 14. August ist die Modellbahnausstellung letztmalig am Rasenrain 16 geöffnet.
Erfurt. Hunderte Schienenfahrzeuge im Miniaturformat. Zahllose Bücher. Ersatzteile, Zubehör. Bahnhofsschilder, Klingeln. Eine Etage im Gebäude der Erfurter Bahn am Rasenrain nutzt der Verein Eisenbahnclub 1965 e. V. Noch. Am kommenden Wochenende öffnen sich hier letztmalig die Türen. Die Erfurter Bahn, die dem Verein über viele Jahre die Räume mietfrei zur Verfügung stellte, braucht den Platz. Sie erhielt den Zuschlag für das Ostthüringennetz, sie bekommt viele zusätzliche Mitarbeiter. "Wir gehen im Guten auseinander und sind der Erfurter Bahn sehr dankbar", sagt Vereinsvorsitzender Mario Bülow. Trotzdem schaut er mit Wehmut ins weite Rund. Auf 36 Quadratmetern findet sich die Welt im Miniaturformat. Die Welt rund um den Bahnhof Jena-Göschwitz und - auf der anderen Seite der riesigen Platte - das Gelände der Erfurter Bahn. Die Züge schnurren und legen sich in die Kurven. Das Blaulicht eines Rettungswagens blinkt, ein Feuerchen flackert. Ein Bratwurstrost gibt kleine Dampfwolken von sich. Und die Tür eines Plumpsklos in einem Garten nah des Bahngeländes geht auf und zu. Die Anlage ist über die Jahre immer größer und schöner geworden. Die Eisenbahnfreunde haben sich eine Menge einfallen lassen. Sie erinnern sich noch an den Anfang der neunziger Jahre, als sie in Göschwitz die Häuser vermaßen, um sie maßstabsgetreu nachbauen zu können. Mancher Göschwitzer mutmaßte damals, ihm solle das Häuschen unterm Hintern weggezogen werden. Das konnten sie schnell aufklären. Sie haben die Ziegelsteine gezählt, sich Pläne aus Archiven geborgt und mit dem Nachbau begonnen. Göschwitz steht jetzt in Erfurt. Der Stolz auf die Anlage ist ihnen anzumerken. "Man kann hier vieles sehen, was es längst nicht mehr gibt", sagt Jürgen Strauß vom Verein. "Das wird jetzt unser dritter Neubeginn", ergänzt Karl Rentzsch, mit 76 Jahren der Senior im Verein. Er kommt jedes Wochenende mit der Bahn aus Arnstadt nach Erfurt gerollt, um seine Vereinsfreunde zu treffen und seinem Hobby nachzugehen. "Dass wir wegen eines Umzugs alles zersägen mussten, das passierte uns nur einmal ." Damals, als sie aus der Magdeburger Allee raus mussten, war die Platte aus einem Stück, sie mussten alles kurz und klein machen, vieles wanderte in den Ofen. Jetzt ist die Anlage in viele gleich große Areale geteilt. Sie werden alles abmontieren, eintüten, beschriften. Es werden hunderte Kartons, die sie in den nächsten Wochen umlagern müssen. Ein neues Quartier haben sie im Blick, verkehrsgünstig gelegen. Aber sie wollen erst drüber reden, wenn der Mietvertrag unterschrieben ist. Alle werden helfen, auch wenn es Monate dauert, bis sie wieder Besucher einladen können. "Wir sind sicher, dass der Verein in dieser Zeit nicht auseinander fliegt", sagt Mario Bülow. Auch der Nachwuchs will bei der Stange bleiben. Jakob (13) ist einer von den Jungen. "Es macht Spaß hier", sagt er, während er am Pult steht und sich von Robert Gutwasser in die Fahrdienstleitung einweisen lässt. "Jeder hat hier sein spezielles Feld, von Fahrdienstleitung habe ich keine Ahnung", sagt Bastler Bülow. Am vergangenen Wochenende werkelten die Modellbahner nicht nur am Rasenrain, sie hatten auch Freunde zu Gast. Zwei Dutzend Leute vom Eisenbahnclub aus Weiler bei Mainz, mit dem sie seit 21 Jahren regelmäßigen Austausch pflegen. Gemeinsam waren sie im Ausbesserungswerk Meiningen, fuhren mit der Thüringer Waldbahn, waren auf Erfurt-Rundfahrt. "Es geht weiter", meint Mario Bülow. "Vielleicht finden wir auch mal einen reichen Sponsor." Das Hobby ist teuer, eine Lok kostet bis zu 300 Euro. Sie wollen auch künftig Geschichte bewahren, junge Leute für Technik begeistern. Alle hoffen, dass am nächsten Wochenende nochmal viele Besucher kommen. Ein kleiner Eintritt ist fällig, wie immer: zwei Euro für Erwachsene, einer für Kinder. "Der ICE, das ist nicht mehr die Bahn, wie ich sie liebe", sagt Mario Bülow. Neulich standen sie in Göschwitz, ein weißer Blitz rauschte an ihnen vorüber. Erst Minuten später kam die Durchsage: Achtung Durchfahrt. Sowas wäre bei ihnen auf der Modellbahnanlage nicht passiert.
Birgit Kummer / 09.08.11 / TA Quelle: TA |
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