Bahn zum Hahn: Zug ist abgefahren

Thema: Bahn zum Hahn: Zug ist abgefahren Mo 12 Sep 2011 - 8:26

Zitat :: Hunsrück - Es sprechen mehrere Faktoren dafür, dass die Reaktivierung der Hunsrückquerbahn von Langenlonsheim zum Flughafen Frankfurt-Hahn sich nicht nur verzögert, sondern die Pläne ganz gestrichen werden. In Zeiten, in denen der Hahn einen Passagierrekord nach dem anderen aufstellte, ging man davon aus, dass es ab 6 Millionen Passagiere im Jahr ein Transportproblem geben würde, dass über die Straße nicht zu lösen sein wäre. Damals reiften die Pläne zur Reaktivierung der Bahn zum Hahn.

Zusätzlich wurde argumentiert, der Flughafen hätte bei der Gewinnung neuer Kunden mit Bahnanbindung bessere Karten. Einher ging das Ganze mit den Plänen für ein Flughafensystem zwischen Hahn und Frankfurt/Main. Nach dem Ausstieg der Fraport am Hahn ist dieses System Schnee von gestern, ebenso wie 6 Millionen Passagiere oder mehr. Nach dem Streichkonzert von Ryanair gehen die Passagierzahlen derzeit eher zurück. Und mit der noch in diesem Jahr fertiggestellten vierspurigen B 50 dürfte das aktuelle Aufkommen von Flugreisenden problemlos über die Straße zu transportieren sein.

Gleichwohl will Infrastrukturminister Roger Lewentz die Planungsverfahren fortführen, die sich jedoch so weit verzögern, dass vor 2018 mit der ersten Zugfahrt nicht zu rechnen ist (wir berichteten). Im Koalitionsvertrag steht zum Thema Reaktivierung der Hunsrückbahn: „Bei der Reaktivierung der Hunsrückbahn von Langenlonsheim zum Flughafen Hahn werden wir die Verbesserung der regionalen Erschließungsfunktion prüfen. Die derzeitige Umsetzung wird fortgesetzt.“ Prüfen, nicht umsetzen, heißt es da also. Landtagspräsident Joachim Mertes bestätigte auf Anfrage: „Ja, wir werden die Planungen fortsetzen, und wenn diese beendet sind, werden wir sie der dann vorherrschenden Nachfragesituation gegenüberstellen.“ Im Klartext: Wenn die Planungen um 2016 abgeschlossen sind und man dann feststellt, dass ein eindeutiger Bedarf nach Schienentransport nicht gegeben ist, kann es sein, dass die Planungen nicht umgesetzt werden. Immerhin kostet das ganze Projekt ja eine Stange Geld. Geld, dass das Land Rheinland-Pfalz nicht hat. Allein die Planungen verschlingen 7 Millionen Euro. Die allerdings übernimmt der Bund, wenn die Planungen abgeschlossen sind. Würde man das Projekt vorzeitig verwerfen, müsste das Land für die entstandenen Planungskosten aufkommen, wie das Infrastrukturministerium auf Anfrage bestätigte. Von den Kosten für die Realisierung der Reaktivierung – die Rede war mal von 60 Millionen Euro – und den Folgekosten für den Zugbetrieb ganz zu schweigen.
Der Sparzwang, den sich das Land Rheinland-Pfalz verordnet hat, lässt ein solches Großprojekt eigentlich nicht zu, wenn der Bedarf nicht gegeben ist. Auf die Frage, ob bei 3 Millionen Passagieren die Bahn zum Hahn überhaupt gebraucht wird, sagt Joachim Mertes: „Die Hahn-Anbindung über die vierspurige B 50 ist äußerst leistungsfähig. Parallel dazu würde eine Bahn mit 60 km/h fahren.“

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