Fahrplantüftler wurde von Bahn verspätet aufgeklärt

Zitat :: Veit Schmeißer war so unzufrieden über die Bahnverbindung von Oppurg im Saale-Orla-Kreis nach Leipzig, dass er einen eigenen Fahrplan entwarf. Warum er abblitzte, aber nun Besserung in Sicht ist, erfuhr er beim Termin mit den Bahnchefs.

Erfurt. Veit Schmeißer lehnt sich zurück im Stuhl, der im Konferenzraum der Nahverkehrsservicegesellschaft (NVS) in Erfurt steht. Jetzt im September erfährt er beim lange versprochenen, persönlichen Termin, warum sein im Januar eingereichter Fahrplanvorschlag nicht umgesetzt wird.

Der regelmäßige Bahnfahrer hatte sich im Dezember 2010 über den neuen Fahrplan geärgert. Der sah vor, von Leipzig nach Oppurg nicht mehr durchfahren zu können. Stattdessen musste er fast eine Stunde in Gera auf den Anschlusszug warten oder den Umweg über Pößneck inklusive der Mehrkosten in Kauf nehmen.

Das forderte Schmeißer heraus, einen eigenen Fahrplan zu schreiben, den aber die DB Regio ablehnte. Außerdem sei er der einzige, der sich beschwere, also sei kein Bedarf für eine Änderung vorhanden, hieß es seitens der Bahn. Schmeißer sammelte über 100 Unterschriften, die zu einer Einladung führten. Das Gespräch fand aber nicht vorm Fahrplanwechsel statt. Erst als der Pendler beim Verkehrsministerium nachhakte, rührte sich etwas.

Am Donnerstag nun erläuterten ihm die Fahrplanexperten, warum "das auf den ersten Blick schöne Konzept" nicht funktioniert. "Die Kreuzungszeiten in den Bahnhöfen Pößneck und Könitz waren zu kurz angesetzt", sagt Oliver Höpfner, Angebotsplaner für Ostthüringen bei der NVS. Während Schmeißer nur eine Minute für die Ausweichstellen an der eingleisigen Strecke kalkulierte, seien sechs Minuten notwendig. Da Fahrgäste ebenerdig die Gleise überqueren, müsse der eine Zug einfahren, der Fahrer aussteigen und den Übergang sichern, bevor der andere Zug in den Bahnhof rollen kann, erläutert der Experte. Zudem seien die Umsteigezeiten auf Anschlusszüge in Gera mit nur einer Minute "zu sportlich kalkuliert".

Die längeren Zeiten seien durch den Netzbetreiber DB Netz vorgegeben. "Wir haben viele Fahrplanwünsche, die in der Praxis nicht umsetzbar sind", sagt NVS-Geschäftsführer Volker M. Heepen. Er weist auch auf die langen Vorlaufzeiten für neue Fahrpläne hin. Sein Team sammle schon die Wünsche für den Fahrplanwechsel im Dezember 2012. Bis Februar bestellt die Landesgesellschaft bei den vertraglich gebundenen Eisenbahnunternehmen ihren Wunschfahrplan.

Der Anbieter bringt das in Einklang mit den vertraglich vorhandenen Fahrzeugen und meldet die Trassenwünsche bei der DB Netz an. Die wiederum sammelt deutschlandweit alle Bestellungen und gleicht sie ab. Da mitunter Anmeldungen vorliegen, zur gleichen Zeit die gleiche Strecke zu nutzen, wird ein Kompromiss erarbeitet. Im September schließlich liegen die Daten vor. Die Eisenbahnunternehmen erteilen endgültig ihre Aufträge und können ihren Fahrplan drucken.

So liegt nun schon die Fassung des Fahrplanes 2012 vor, der ab Mitte Dezember 2011 gilt - mit einer guten Nachricht für Veit Schmeißer. "Zum Fahrplanwechsel wird sich die Reisezeit zwischen Leipzig und Oppurg wieder stark verkürzen", sagt Heepen. Die Baustellen im Bereich Leipzig, die zur längeren Fahrzeit geführt hatten, seien abgeschlossen, und auch die Anschlüsse in Saalfeld in Richtung Süden hätten sich verändert. Damit greife bald wieder das alte Modell, dass der Regionalexpress in Gera in die Regionalbahn in Richtung Saalfeld übergeht.

Das freut Schmeißer: "Der Nahverkehr muss exzellente Angebote machen, um die Menschen vom Auto wegzulocken." Der Rest der Runde nickt - und ein Problem ist abgehakt.

Tino Zippel / 09.09.11 / OTZ

Quelle: OTZ