Erfurt bekommt Anschluss an Deutschlands schnelle Mitte

Zitat :: Volker Hädrich, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Thüringen, sprach mit Birgit Kummer über das entstehende ICE-Kreuz in Erfurt und die Chancen für die Region.

Mehr als 10 Milliarden Euro fließen in das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 8, die Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Berlin und Nürnberg. Thüringen liegt in der Mitte einer gewaltigen Investition.

Thüringen liegt im Schnittpunkt der Nord-Süd- und der Ost-West-Achsen. Es wird die schnelle Mitte Deutschlands. Solch eine Chance kommt nur alle 100 Jahre. Gut für den Freistaat, dass entschieden wurde, die Strecke über Thüringen zu bauen.

Die Neubaustrecke.

Die Neu- und Ausbaustrecke von Nürnberg über Erfurt und Halle/Leipzig bis nach Berlin. Von Erfurt nach München brauchen Reisende künftig nur noch zweieinhalb Stunden, 110 Minuten weniger als jetzt. Nach Halle 39 Minuten. Außerdem kreuzen sich in Erfurt die Bahnverbindungen nach Frankfurt/Main und dem Ruhrgebiet und die Verbindungen Richtung Dresden bzw. Gera/Chemnitz. Hinzu kommen zahlreiche Anschlussmöglichkeiten für den Regionalverkehr.

Erfurt befindet sich also direkt im Zentrum eines neuen Netzes?

Ja. Wenn das Netz fertig ist, hat Mitteldeutschland Anschluss an das deutsche Hochgeschwindigkeitsnetz und wird auch europäisch eingebunden. Denn auch der transeuropäische Schienenkorridor zwischen Palermo und Schweden führt dann über Erfurt.

Ist alles im Plan?

Wir sind im Zeit- und Budgetplan. Ab Dezember 2015 befahren ICE die Neubaustrecke Leipzig-Erfurt, zwei Jahre später geht die Gesamtstrecke zwischen Nürnberg und Berlin in Betrieb.

Was bedeutet der Ausbau für Thüringen?

Thüringen wird sowohl im Eisenbahn- als auch im Autobahnnetz hervorragend aufgestellt sein. Ich denke da auch an den Lückenschluss der A 71 bei Sömmerda. Diese Lagegunst eröffnet weitere Optionen für die Wirtschaftsentwicklung.

Was heißt das für Erfurt?

Erfurt hat jetzt einen hochmodernen Bahnhof, einen der wichtigsten Neubauten der Deutschen Bahn in Deutschland in den letzten Jahrzehnten. Die Bilder der Montage des riesigen Hallendachs werde ich nicht vergessen. Seit dem vergangenen Sommer mit der Inbetriebnahme der Gleise 9 und 10 ist der Bahnhof praktisch fertig. Auch die Rettungsbrücke ist nutzbar.
Aber es wird weiter gebaut.
Großbaustelle bleibt in den nächsten drei Jahren die östliche Einbindung der Neubaustrecke in den Bahnhof, dabei wird auch der lästige Engpass am Azmannsdorfer Weg endlich beseitigt. Auch im Umfeld wurde und wird gearbeitet. Allein in den Bau der neuen Verkehrsstation Vieselbach flossen 2,5 Millionen Euro.

Wie viele ICE rollen künftig täglich durch die Stadt?

Jede Stunde vier. Dazu kommen die Nahverkehrszüge, unter anderem auch die vom Land bestellten neuen Regionalexpresszüge auf der Thüringer Bahn über Weimar nach Halle/Leipzig. Deshalb nehmen wir auch viel Geld für Schallschutz in die Hand.

Welche Konsequenzen hat der ICE-Knoten für die Stadtentwicklung?

Stadt und Freistaat wollen die Chance nutzen und die Lagevorteile übersetzen in Stadtentwicklung und Stadtmarketing. Die ICE-City Ost hat virtuell schon Gestalt. Flächen der Bahn in Richtung Osten, darunter mehrere Brachen am alten Güterbahnhof, sollen sich verwandeln. Bebaut werden soll auch der Parkplatz neben dem ICE-Hotel, der Komplex gegenüber unserem alten Amtsgebäude. 2017, das ist erklärtes Ziel aller Beteiligten, soll hier schon was zu sehen sein.
Sie benutzen auch das Schlagwort "Integratives Verkehrskonzept" für Thüringen.
Es ist ausdrückliches Ziel der Bahn und des Freistaats, die dank des ICE-Knotens entstehenden Fahrzeitgewinne in möglichst viele Regionen Thüringens weiterzugeben. Deshalb werden auch die Anschlüsse des Personennahverkehrs optimiert. Dafür hat das Land den Hut auf. Alle beteiligten Bahnen werden einbezogen.

Wann ist in Erfurt die nächste Bahnhofssperrung fällig?

Zu Pfingsten. Dann werden wieder neu entstandene Anlagen zugeschaltet.

OTZ