hzol 2.Administrator
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| Thema: Neues Bahnzeitalter dank ICE in Erfurt, auf dem Land droht Aus Fr 17 Jan 2014 - 1:12 | |
| - Tino Zippel schrieb:
- Es beginnt laut Verkehrsminister Carius 2017 mit dem ICE-Kreuzungsbahnhof Erfurt. Einsamen Verkehrsstationen auf dem Lande droht hingegen das Aus, würden die Finanzen für den Schienenverkehr knapper. Sie werden vom Bund neu verhandelt
Erfurt. Das Jahr 2017 scheint für Verkehrsminister Christian Carius (CDU) etwas Magisches zu haben. Ab da beginne, sagt er, "ein neues Bahnzeitalter für Thüringen".
Weil dann das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 fertig ist. Erfurt Hauptbahnhof, heute ein Durchgangshalt auf der Ost-West-Linie, wird 2017 zum Kreuzungsbahnhof der ICE-Strecken Frankfurt/Main-Dresden und München-Berlin. Letztere Verbindung sollen Reisende in drei Stunden und 45 Minuten bewältigt haben. "Ist `ne schöne Sache, so ein Sprinter", schwelgte gestern im Verkehrsausschuss des Landtags Volker Hädrich schon mal in Vorfreude. Der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn AG für Thüringen berichtete den Abgeordneten, dass die Fertigstellung der ICE-Trasse im Plan liege. Während von Erfurt in Richtung Süden noch vier Jahre Zeit sind, soll der Abschnitt nach Halle schon in zwei Jahren in Betrieb gehen. Die DB sei deshalb bereits damit beschäftigt, den Verkehr auf der Neubaustrecke sozusagen handsicher zu machen, sagte Hädrich. Da probten schon die Anhalter Feuerwehren Einsätze in den Tunneln, und es gebe noch jede Menge Abstimmungsbedarf mit Nahverkehrsanbietern. "Es geht also schon um Minuten", griff der Bevollmächtigte zur leichten Übertreibung.
Das Problem des Verkehrsministers aber ist es, den Zugverkehr von Restthüringen irgendwie auf die Landeshauptstadt zu zentrieren. Und das mit möglicherweise weniger Geld. Dieses Jahr werden die sogenannten Regionalisierungsmittel des Bundes, mit denen die Länder ihren Schienenverkehr organisieren, neu verhandelt. Carius macht sich da einige Sorgen, ob die fast 300 Millionen Euro, die der Freistaat erhält, am Ende stehen bleiben. "Wenn nicht, wären Einsparungen auf schwach genutzten Strecken unvermeidbar", baute der Ressortchef schon mal vor.
Nahverkehr in der Fläche zu begründen wird nicht leichter in einem Land mit abnehmender Bevölkerung. "Die begrenzte Nachfrage ist unser Hauptproblem", sagte Carius. Auf Strecken wie Lichtenfels-Saalfeld-Jena säßen kaum mehr als 30 Leute im Zug. Die Verbindung Gotha-Gräfenroda kam bereits aufs Abstellgleis, womit gleich mal acht Haltepunkte ihren Sinn verloren. Voriges Jahr hatte Thüringen insgesamt noch 293 aktive "Verkehrsstationen". Man kann sie nicht Bahnhöfe nennen, weil nicht alle ein Empfangsgebäude haben. Aber im Jahr 2010 waren es noch 309 Stationen, an denen Züge hielten.
Die am häufigsten genutzte Schiene ist die zwischen Erfurt und Jena, Teil der Mitte-Deutschland-Verbindung. Täglich bis zu 10"000 Fahrgäste nutzen hier den Zug. 2017 soll er als Zubringer zum ICE-Kreuz möglichst im Halbstundentakt verkehren, gibt der Minister als Ziel aus. Ob das fürs Umsteigen passt, konnte die grüne Verkehrspolitikerin Jennifer Schubert gestern trotz Nachfrage wieder nicht in Erfahrung bringen. Würde sie aber gern. Denn der ICE über Halle nach Erfurt wird 15 Minuten schneller sein als der über Leipzig.
Gudrun Lukin (Linke) erkundigte sich, ob die Drängelei in den Zügen zwischen Jena und Erfurt bald ein Ende habe. "Wir gucken uns gerade Zug für Zug an, wo eine Doppelfraktion einsetzbar ist", versicherte Arne Behrens, der neue Chef der Nahverkehrsservicegesellschaft Thüringen. Man habe da aber noch dicke Bretter zu bohren, hat er nach ein paar Tagen im neuen Job festgestellt.
Nach guten Zugverbindungen in Ostthüringen, die den superteuren Citytunnel Leipzig nutzbar machen könnten, hat niemand gefragt. DB-Bevollmächtigter Hädrich hätte sich womöglich für unzuständig erklärt. Denn die Bahn AG hat in Thüringen nur noch 70 Prozent Marktanteil. TAVolkhard Paczulla zum ICE-Knoten Erfurt und dem Thüringer Rest - Volkhard Paczulla schrieb:
- Schöne neue Bahnwelt. Vom ICE-Kreuzungspunkt Erfurt dürfte die Landeshauptstadt nach 2017 zweifellos sehr profitieren. Aber auch der Rest des Landes?
Die Eisenacher zum Beispiel brauchen sich gar nichts einbilden. Von wegen den ICE bis Erfurt zum Nahverkehrstarif nutzen wollen. Nö, geht nicht, hieß es gestern im Landtags-Verkehrsausschuss.
In Gera wäre man schon froh, wenn überhaupt eine schnelle Verbindung zu Thüringens Mitte zustande käme. Die Zweigleisigkeit dauert noch ein bisschen, und ob für eine Elektrifizierung der Mitte-Deutschland-Schiene später Geld da sein wird, steht in den Sternen. Die Endabrechnung für das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 liegt ja noch nicht auf dem Tisch.
Dass es preiswertere Alternativen zur Streckenführung gab, interessiert nun aber keinen mehr. Allein für die Kostendifferenz hätte sich das Nahverkehrsnetz Schiene in Thüringen mitsamt alter Verbindungen nach Bayern vermutlich vergolden lassen. Doch wozu, wenn kaum noch wer einsteigt. TA |
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