hzol 2.Administrator
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| Thema: Probleme im US-Zugverkehr Mi 21 Okt 2015 - 20:18 | |
| - Jan Bösche schrieb:
- Sorgenkind auf holprigen Gleisen
Die Eisenbahn war einst der Stolz der Amerikaner. Heute wird sie von Autos und Flugzeugen abgehängt. Denn der schnellste Zug ist mit gerade mal 240 Kilometern pro Stunde unterwegs - wenn er nicht von maroden Brücken oder Tunneln gebremst wird.
Das ist die Paradestrecke des amerikanischen Bahnbetreibers Amtrak: Der Nordost-Korridor, von Boston über New York bis nach Washington. Hier fahren die Acela-Züge mit bis zu 240 Kilometern pro Stunde. Allerdings: Alte Gleise, Brücken und Tunnel bremsen den Zug immer wieder ab.
Wasser im Tunnel
So wie in Baltimore: Hier quält sich der schnellste Zug der USA durch einen schmalen, historischen Tunnel unter der Stadt hindurch. Der Tunnel ist marode, Wasser dringt durch den Backstein, der Unterhalt kostet vier Millionen Dollar im Jahr. Backstein war Stand der Technik vor 140 Jahren, kurz nach dem Bürgerkrieg.
Damals wurde der Tunnel gebaut - Lehm für die Ziegel war billig und reichlich vorhanden, erzählt Mill Ginsburg. Er ist Eisenbahn-Fan und sitzt mit anderen Interessierten im Vereinsarchiv, gleich gegenüber des Tunnelportals. Sie sortieren alte Postkarten aus der Zeit, als die Eisenbahn noch das wichtigste Verkehrsmittel in den USA war. Der Tunnel wurde von der Pennsylvania-Railroad gebaut, massive Bauwerke waren ihr Markenzeichen. Niemand hatte damals erwartet, einen Tunnel für 200 Jahre zu bauen.
Der offene Tunnel in Baltimore. Er ist 140 Jahre alt. | Bildquelle: Jan Bösche
Amtrak war von Anfang an unterfinanziert
Die stolze Pennsylvania-Railroad gibt es längt nicht mehr, jetzt gehört der Tunnel Amtrak. Der staatliche Betreiber übernahm in den 1970er-Jahren, was vom Personenverkehr der Privatbahnen noch übrig war. Amtrak war von Anfang an unterfinanziert - und das spürt man besonders am Nordost-Korridor zwischen Washington und Boston. Hier steigen die Passagierzahlen, der Betrieb deckt seine Kosten.
Aber das reicht nicht, beklagte Amtrak-Chef Joseph Boardman im Kongress: "Meine Sorge ist die Betriebssicherheit der Bahn: Was wir tun für unsere Oberleitungen, unsere Tunnel in New York oder Baltimore, unsere Brücke nach New York. Die Finanzierung für den Korridor liegt weit zurück."
In Baltimore quält sich der schnellste Zug der USA durch einen schmalen, historischen Tunnel unter der Stadt hindurch. | Bildquelle: Jan Bösche
Brücke schließt nicht mehr
Eine Kommission hat geschätzt: Amtrak bräuchte umgerechnet 18,3 Milliarden Euro, nur, um den Nordost-Korridor in einem guten Zustand zu halten. Beispiel Einfahrtsbrücke nach New York: 450 Züge fahren täglich darüber, die wichtigste Pendlerstrecke von New Jersey nach New York. Die Brücke ist mehr als 100 Jahre alt. Für Schiffe muss sie geöffnet werden. Zuletzt kam es häufiger vor, dass sie sich danach nicht mehr schließen ließ. Der Ersatz ist fertig geplant, er würde geschätzt umgerechnet 785 Millionen Euro kosten, aber das Geld ist nicht in Sicht.
"Wir haben über 2000 Züge am Tag im Korridor. Wir brauchen mehr Kapazität, neue Tunnel nach New York, neue Brücken - und wir müssen den Engpass in Baltimore beseitigen", fordert Boardman. Die Planungen für einen neuen Tunnel laufen seit Jahren. Wenn sie abgeschlossen sind, heißt das aber nicht, dass losgebaut wird: Die geschätzten rund 3,5 Milliarden Euro Baukosten müssen noch aufgetrieben werden.
Straßen wichtiger als Schienen
Bei den derzeitigen Mehrheiten im Kongress sieht es jedoch nicht danach aus, als ob der Investitions-Rückstau bei der Bahn bald aufgeholt werden könnte. Amtrak spielt im Leben einer Mehrheit der Amerikaner keine Rolle - sie sind auf gute Straßen angewiesen. Und dort ist der Investitions-Rückstau noch viel größer. tagesschau |
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