hzol 2.Administrator
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| Thema: Notfallübung auf Bahnhochbrücke Hochdonn So 25 Aug 2013 - 16:49 | |
| - Zitat :
- "Schwarzes Kärtchen bedeutet Tod"
Im Somemr gibt es angenehmere Beschäftigungen als eine Rettungsübung auf einer Hochbrücke. Doch Unglücke nehmen keine Rücksicht. Rettungskräfte probten daher auf der Eisenbahnhochbrücke Hochdonn den Ernstfall.
Hochdonn. Feuerwehr und Rettungskräfte haben in der Nacht zum Sonntag auf der Eisenbahnhochbrücke Hochdonn (Kreis Dithmarschen) den Ernstfall geprobt. 180 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Technischem Hilfswerk, Landes- und Bundespolizei sowie vom Notfallmanagement der Bahn sollten ein simuliertes Zugunglück bewältigen. Eine brennende Lok musste gelöscht sowie Verletzte geborgen und abtransportiert werden. Das Ganze mitten in dunkler Nacht in schwindelerregender Höhe von 42 Metern über dem Nord-Ostsee-Kanal.
Ziel der Übung war es, die praktische Zusammenarbeit der einzelnen Organisationen zu erproben sowie die Einsatzplanung der örtlichen Feuerwehr für die Eisenbahnhochbrücke zu überprüfen, wie Kay Ehlers von der technischen Einsatzleitung sagte. Damit alles möglichst echt wirkte, wurden die knapp zwei Dutzend Verletzten im Zug zuvor sorgfältig geschminkt: Von Schürfwunden über gebrochene Knochen bis hin zu Brandverletzungen und tiefen Schnittwunden war alles zu sehen. "Die realistische Unfalldarstellung wird nicht von Theater-Profis geschminkt, sondern von speziell geschulten Sanitätern", erklärt Jan Meuter vom Rettungsdienst. "Bei aufwendigen Verletzungen kann das Schminken schon mal eine dreiviertel Stunde dauern."
Farbige Kärtchen am Hals
"Es läuft alles ruhig ab, das ist ein sehr gutes Zeichen", sagt Ehlers nach einer halben Stunde: Die Männer und Frauen der Feuerwehr wirken entspannt, denn sie müssen bei der Rettung der Personen nur auf Weisung des Notarztes handeln. Der Mediziner jedoch hat zumindest für Außenstehende eine schwierige Aufgabe. Binnen Sekunden muss er eine Entscheidung treffen, die über Leben und Tod eines Menschen bestimmen kann. Der Notarzt bestimmt, in welcher Reihenfolge den Verletzten geholfen wird. Das geschieht mit Hilfe farbiger Kärtchen, die er ihnen um den Hals hängt.
Es gibt Verletzungen, da kann man vor Ort nur wenig machen: Bei inneren Blutungen zum Beispiel muss der Patient schnellstmöglich auf den OP-Tisch. Mit solchen Verletzungen gibt es ein rotes Kärtchen. Eine gelbe Karte sind leichtere Verletzungen, und wer noch selber gehen kann, bekommt die Farbe Grün. "Grün bedeutet, man benötigt nicht sofort medizinische Versorgung, aber eine Betreuung", erklärt Meuter. Und dann gibt es noch die Farbe blau - die sogenannte abwartende Behandlung. Wer ein blaues Kärtchen bekommt, hat nach Einschätzung des Notarztes kaum eine Überlebenschance, ist fast schon tot. Wer wirklich tot ist, bekommt ein schwarzes Kärtchen.
"Die größte Herausforderung ist die Enge der Einsatzstelle"
Das Ziel des Notarztes ist also, möglichst schnell möglichst viele Patienten auf diese Art zu kategorisieren. Ob er damit Probleme hat? Der Mediziner schüttelt den Kopf: "Es ist Teil der Notarztausbildung", sagt er. Ihn scheint auch nicht zu stören, dass in dem Übungsszenario das Licht in den Waggons ausgefallen ist. Das THW hat auf der Brücke einzelne Strahler aufgebaut, die im Inneren der Waggons Lichtinseln setzen. Doch großenteils ist es in den Abteilen stockfinster, so dass der Arzt im Schein einer Taschenlampe die Verletzten untersuchen und seine Diagnose stellen muss. "Die größte Herausforderung ist die Enge der Einsatzstelle, dazu die Dunkelheit", sagt Ehlers. "Im Ernstfall, wenn mehr Menschen im Zug sind und Verletzte vor Schmerzen schreien und um Hilfe flehen, ist die psychische Belastung für die Einsatzkräfte enorm", ergänzt er.
Die Bahnbrücke Hochdonn ist eine über 2,2 Kilometer lange Konstruktion auf der Strecke Hamburg-Westerland. Mit dem Bau der zweigleisige Brücke aus Stahlträgern wurde vor 100 Jahren begonnen. Im Juni 1920 rollte über sie der erste Zug. Nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung wird das Bauwerk täglich von rund 75 Güter- und Personenzügen genutzt. shz.de mit Bildern |
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